5. Der Kausale Körper und jenseits davon

Der kausale Körper

Der kausale Körper ist die Ebene, auf der man in der Meditation 'landet', wenn Gedanken und Emotionen zur Ruhe gekommen sind. Man befindet sich dann sozusagen in der Position des Beobachters all der Formen. Ein anderer Name für diesen Beobachter ist Seele.Grafik Kausaler Körper mit Aura

Dieser Körper wird in der hinduistischen Philosophie Anandamaya Kosha genannt, was soviel heißt wie Glückseligkeitskörper. In den kausalen Körper zu kommen, ist aber noch nicht unser Ziel. Es ist sozusagen nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu unserem Höheren (göttlichen) Selbst, zu reinem BewusstSein. 

Als Glückseligkeitskörper wird er auch deswegen bezeichnet, da sich eine gewisse Glückseligkeit ausbreitet, wenn man in diesen Körper vordringt, da man nicht mehr von ständigen Gedanken und Emotionen beeinflusst ist. In ihm sind aber auch alle Samen unserer Persönlichkeit in 'schlafender Form' (=nicht aktiv) gepeichert - damit natürlich auch alle unangenehmen Muster. 

Der kausale Körper ist die Ebene des Seins, der Leere, des Bewusstseins des Raums, in dem alle Formen 'tanzen'. Es wird ihm auch Ignoranz bzw. Leere von Wissen zugeschrieben, mit der darausfolgenden Freiheit - der Freiheit, nichts zu wissen. 

Das heißt aber nicht, dass, wenn wir in die Wahrnehmung dieses Körpers kommen, dann all das Wissen, das man sich bisher angeeignet hat, einfach weg ist - nein - das bleibt natürlich weiterhin vorhanden, und man hat Zugang dazu, wenn man will. Wenn man sich in den kausalen Körper fallen lässt, dann nimmt man zwar die auftauchenden Formen (Klänge, Gerüche,...) wahr, aber man interpretiert sie nicht: Man nimmt sie einfach wahr, ohne sie mental zu beschreiben, zu definieren, einzuordnen. 

Ich möchte hier noch einmal erwähnen, dass die Einteilung der Körper und die Definition von verschiedenen Begriffen von Lehrer zu Lehrer variieren kann. 

Das Höhere Selbst

Das Ziel ist es, unser wahres, Höheres, Göttliches Selbst das reines Bewusstsein, höchste Glückseligkeit, Vollkommenheit, absoluter Frieden, Licht und Liebe, Einheitsbewusstsein ist, zu erfahren. Das liegt jenseits des kausalen Körpers. Wir gehen also schrittweise aus der Identifikation mit allen gröberen Körpern - zuerst dem physischen, dann dem ätherischen, danach dem emotionalen, danach dem mentalen und nun auch noch dem kausalen Körper. Man könnte sogar selbst das Höhere Selbst noch als eine Art Körper bezeichnen, da es ja auch noch eine Manifestation des Absoluten ist, aber ich führe es hier einfach als Höheres Selbst an. Eine Anleitung, wie man in die Ebene des Höheren Selbst kommen kann, findest du in der Meditation weiter unten.Grafik Buddha mit Chakren

Sutra 1.24 „Ishvara ist individuell erfahrenes göttliches Bewußtsein, unberührt von Leid, Handlungen, Handlungsergebnissen oder Wünschen.“ 
Sutra 1.25 „In ihm liegt der Same der Allwissenheit.“ oder „Er ist unübertroffen und Quell allen Wissens.“
Sutra 1.26 „Unbegrenzt durch Zeit ist Er, ursprünglich, der Lehrer aller Lehrer.“
Sutra 4.31 „Von allen Schleiern und Schmutz befreit, wird das relative Wissen des Geistes winzig gegenüber der unendlichen Erkenntnis.“

Das Absolute

Jenseits des Höheren Selbst gibt es, wie vorher schon erwähnt, sogar noch eine tiefere Ebene - das Absolute. Das Absolute ist der Urgrund aller Formen der Schöpfung, es ist die Ebene, in der alles in seiner unausgedrückten Form als Potenzial vorhanden ist. 

Das Spirituelle Herz   

Neben der 'Tür' zum Höheren Selbst, durch die man gehen kann, indem man sich ins Bewusstsein hinter den Formen 'entspannt', gibt es noch weitere Wege, um zum Höheren Selbst zu gelangen, und einer davon führt über/durch das Spirituelle Herz. Das Spirituelle Herz ist ein Energiezentrum, das in einer noch tieferen Schicht liegt als die herkömmlichen Chakren. Es hat seinen Sitz im mentalen Körper und ist das tiefste Energiezentrum des Körpersystems. Es ist die Schnittstelle, aus der sich alle Formen manifestieren. Man kann es, wie schon erwähnt, wie eine Tür sehen, durch die man ultimativ in die Ebene des unmanifesten Absoluten Seins kommt. Es befindet sich in der Gegend des Herzchakras und ist nur sehr klein. 

Ein Weg 'zurück nach Hause' führt also auch durch diese Tür in unserem Zentrum, und daher fokussieren wir unsere Aufmerksamkeit für eine ausgeglichenere Erfahrung bei der folgenden Meditation auch zusätzlich dorthin. Wenn wir uns nämlich mit unserer Aufmerksamkeit nur ins Bewusstsein jenseits des Beobachters fallen lassen, kann es leicht passieren, dass wir die Verbindung zur Welt der Formen verlieren, was nicht unser Ziel ist. Indem wir uns gleichzeitig auch auf das Spirituelle Herz konzentrieren, kommen wir auch auf dieser Ebene tiefer, sind mehr geerdet selbst beim Vordringen in subtilste Ebenen und erfahren mehr Liebe in uns. Liebe ist im Herz zu finden - sie entspringt ursprünglich dem Spirituellen Herz, und fliesst erst anschließend auf alle anderen Ebenen.

Grafik das Herzzentrum

Bis jetzt gibt es nur relativ wenige Lehrer, die auf dieses tiefste Zentrum hinweisen und darüber lehren. Es ist jedoch bereits in einer Upanishade (einem Teil der Veden) erwähnt:

'In der Mitte des Körpers ist der makellose Lotus des Herzens. Dies ist die Wohnstätte des höchsten Wesens. Gehe dort hin und erfahre höchste Wonne.'

Einer der Lehrer, der das Spirituelle Herz in seinen Lehren erwähnte, war Ramana Maharshi - er bezeichnete es als 'Hridaya'.
Der Lehrer, der aber die Lehre über die Bedeutung des Spirituellen Herzens vor allem auf diesem Planeten bekannt(er) macht, ist Lincoln Gergar mit seinem Youtube Kanal von ChannelHigherSelf.

Anleitung zur Selbsterkenntnis Meditation

Diese Meditation besteht aus 3 Schritten:

Schritt 1 (kausaler Körper):

1. Bringe deine Aufmerksamkeit wieder in dein Herzzentrum (und nimm, wenn es dir hilft, wahr, wie es sich beim Atmen anhebt und wieder absenkt), und gehe mit jedem Atemzug tiefer in die Liebe der Quelle, die von dort ausstrahlt.

2. Wenn sich dann deine Gedanken weiter beruhigt haben, werde dir zusätzlich noch des Bewusstseins gewahr, das alles, was in deiner Wahrnehmung passiert, beobachtet (=gehe in die Position des Beobachters). Du kannst dir auch innerlich als Hilfe sagen 'Ich bin das Bewusstsein, in dem alle Formen stattfinden', während du mit deiner Aufmerksamkeit in die Position dieses Beobachters gehst.

Gratuliere, du befindest dich dann im kausalen Körper.

3. Schau, dass du in diesem Zustand (der Konzentration auf das Spirituelle Herz und dem Bewusstsein, das alles wahrnimmt) immer tiefer kommst und darin stabil wirst (im Laufe der Zeit). 

Dies ist dann sozusagen dein 'Sprungbrettzustand', von dem aus du dich öffnest für dein Höheres Selbst.Bild Meditationssitz

Schritt 2 (Höheres Selbst):

4. Wenn du also nun eine gewisse Stabilität darin erreicht hast, werde dir bewusst, dass dieser Zustand, in dem du dich jetzt befindest, von etwas noch Tieferem/Höherem wahrgenommen wird. Öffne dich für diesen Beobachter des Beobachters, und gehe mit deiner Aufmerksamkeit dahin 'zurück'. Kehre deine Aufmerksamkeit um und schaue auf diesen Beobachter des Beobachters. Lass dann immer mehr und mehr Licht (=deine Aufmerksamkeit) auf dein Wahres Selbst leuchten, und tauche tiefer und tiefer in dein Höheres Selbst - deinen natürlichen Seinszustand - ein.

Es ist eine Art 'sich Öffnen', 'sich Fallenlassen', das es hierbei zu machen gilt. Experimentiere einfach, und schau, wie du selbst dich am besten für dein Höheres Selbst öffnen kannst. Der Zustand des Seins (Ich Bin; kausaler Körper) wird dadurch durchlässiger für die noch subtilere Ebene des Höheren Selbst (Ich), und mit Übung kann man diese Durchlässigkeit weiter fördern. 

Schritt 3 (Beendigung der Meditation):

5. Bewege zuerst langsam deine Finger und deine Arme. Massiere dann sanft dein Gesicht und anschließend den restlichen Körper, um mit der Aufmerksamkeit wieder mehr in den physischen Körper zu kommen.

6. Öffne die Augen und nimm den Bewusstseinszustand, in den du vorgedrungen bist, mit in den Rest deines Tages, und übe dort weiter.

Unsere Reise geht also von der Identifikation mit „Ich Bin Dies“ (Physischer, Ätherischer, Emotionaler und mentaler Körper), über „Ich Bin“ (ich beobachte diese Körper, kausaler Körper), zu „Ich“ (dem Beobachter von 'Ich Bin', Das Höhere Selbst), bis hin zu „Jenseits von Ich“ durch das Loslassen von sogar Bewusstsein und dem sich Öffnen für das Absolute.

Du kannst auch experimentieren, was sich für dich besser anfühlt: die Aufmerksamkeit zuerst ins Herzzentrum zu bringen und dich dann in die Position des Beobachters zu entspannen, oder umgekehrt.

Anfänger praktizieren einfach so lange die Meditation von 2. Meditation - DAS Werkzeug, bis sie sich bereit fühlen, tiefer zu gehen - wie in dieser Meditation beschrieben.

Ich gebe dir im nächsten Abschnitt jetzt noch eine genaue Anleitung darüber, was du den Tag über machen kannst, um dein Bewusstsein weiter zu öffnen: IV. Praxis für die restliche Zeit des Tages