2. Meditation - DAS Werkzeug

Es war das Jahr 2001, als ich selbst meinen ersten Meditationskurs besucht habe und gleich ein faszinierendes Erlebnis in einer Meditation auf das Bild eines spirituellen Lehrers haben durfte. Seitdem habe ich dutzende verschiedene Meditationstechniken praktiziert. Generell würde ich sie grob in 2 große Gruppen einteilen:

1. Meditationen, die (hauptsächlich) dazu dienen, die Körper und die Umstände, in denen man sich befindet, zu verändern (=Selbstheilung bzw. auch Heilung der Umstände). Bei diesen Meditationen verwendet man seine Aufmerksamkeit, Liebesenergie, Visualisierungen, Affirmationen usw., um die gewünschten Veränderungen zu manifestieren.

2. Meditationen, die (hauptsächlich) dazu dienen, Selbsterkenntnis zu erlangen. Bei diesen Meditationen geht es darum, dass die Aufmerksamkeit zurück zu ihrem Ursprung geht, zum Bewusstsein hinter den Erscheinungen - und sogar noch jenseits davon. Man erkennt, dass das wahre Selbst jenseits aller manifestierten Formen ist. Bei diesen Meditationen will man nichts verändern, man will erkennen bzw. erfahren, wer man wirklich ist.

Sutra 2.11 „Die aktiven Formen der Leiden können durch Meditation überwunden werden.“ oder Durch Meditation werden die leidvollen Gedankenwellen vermieden.“

Sutra 2.17 „Die Identifikation des Subjekts mit dem Objekt ist die Leidensursache und soll vermieden werden.“
Sutra 2.25 „Wenn Unwissenheit schwindet, löst sich die Verbindung, dann ist das Selbst befreit.“

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Meditieren

1. Vorbereitungen

I. Suche dir zum Praktizieren einen Platz, an dem du dich wohl fühlst

Bzw. richte dir dafür, wenn möglich, sogar speziell einen Platz ein, und sorge dafür, dass du für die Zeit der Meditation ungestört bist.

Wenn du auf dem Boden meditieren willst, suche dir eine weiche Unterlage - z.B. eine dicke Decke. Auf diese Unterlage gibst du etwas Weiches, auf das du dich setzen kannst (z.B. ein dickes Kissen - optimal wäre ein richtiges Meditationskissen). Du kannst allerdings natürlich auch auf einer Couch oder einem Stuhl meditieren, falls dir das leichter fällt. Wichtig ist dabei vor allem, dass du dich in deiner Position wohl fühlst und entspannen kannst.

Ich habe z.B einen sehr guten Meditationsplatz auf meiner Couch gefunden, und zwar auf der Verbindungsstelle zwischen 2 Couchteilen. Es gibt dort eine leichte Erhöhung, dadurch ist der Druck auf meine Beine und Füße links und rechts von dieser Erhöhung minimiert. Probier einfach selber aus, wo und in welcher Position du am besten entspannen kannst für längere Zeit. 

II. Die Haltung

1.  Achte darauf, dass deine Wirbelsäule gerade ist, da die Energien in den Hauptenergiekanälen in der Wirbelsäule (Ida, Pingala und Sushumna) dadurch besser fließen können. Hilfreich ist dabei auch, wenn du das Kinn leicht zur Brust gibst, und dadurch unter anderem die Halswirbelsäule streckst.

2. Schau, welche Sitzhaltung sich für dich gut anfühlt. Ist es der Schneidersitz, der 'Halbe Lotus' (=ein Fuß liegt auf dem anderen Oberschenkel), der 'Volle Lotus' (=die Füsse liegen jeweils auf dem anderen Oberschenkel), oder kannst du dich doch auf einem Stuhl (die Füße sollten dabei parallel auf dem Boden sein) besser entspannen?

3. Zur Handhaltung in der Meditation... eine klassische Handhaltung ist das 'Chin Mudra' (siehe Bild), bei dem man Daumen und Zeigefinger zusammenbringt, die restlichen Finger leicht ausstreckt und die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Knie legt. 
Bild von mir im MeditationssitzDieses Mudra schließt einen wichtigen Energiekeislauf im Körper und wirkt sich dadurch positiv auf die Meditation aus. Es gibt sehr viele verschiedene Mudras und jedes davon hat eine spezifische Wirkung auf die Meditation.

Ich persönlich verwende intuitiv meistens das 'Dhyana Mudra'. Du kannst aber auch ohne ein Mudra zu machen meditieren, bzw. z.B. auch die Hände aufs Herz legen.

4. Die Zunge spielt bei der Meditation auch eine wichtige Rolle. Indem man sie leicht an den Ansatz der oberen Schneidezähne legt, schließt man dadurch den absteigenden Energiekreislauf, was sich förderlich auf die Meditation auswirkt.

5. Augen offen oder geschlossen?

Um sich besser konzentrieren zu können, ist es (zumindest für Anfänger) besser, die Augen geschlossen zu halten, da der Prozess des 'Sehens' einen großen Teil unserer Aufmerksamkeit konsumiert.

2. Um was geht es?

Prinzipiell geht es darum, die Aufmerksamkeit unter anderem aus dem Denken wegzunehmen und sie auf etwas anderes zu richten, um dem Prozess des Denkens die Energie zu entziehen, und damit die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Bei dieser Meditation richten wir die Aufmerksamkeit auf den Atem - genauer gesagt das Anheben und Absenken des Brustkorbs im Bereich des Herzens, das durch das Atmen bewirkt wird.

Die Aufmerksamkeit nicht nur aus dem Denken, sondern auch aus den Sinneswahrnehmungen zu nehmen (=Pratyahara) und sie einpünktig zu fokussieren (=Dharana) bildet das 5. und 6. Glied des Ashtanga Yoga und wird in den Sutren 2.54-55 und 3.1 behandelt. Meditation (=Dhyana) ist das 7. Glied des Ashtanga Yoga und wird speziell in Sutra 3.2 besprochen bzw. darauffolgend in vielen weiteren Sutren. 

Sutra 3.2 „Wenn die Achtsamkeit stetig fliesst, geschieht Meditation.“ 

Dharana und Dhyana führen dann durch Übung zu Samadhi (Überbewusstsein), dem 8. Glied des Ashtanga Yoga.

Sutra 3.3 Die Bewußtheit von Subjekt und Objekt verschwindet bei Erfahren des Überbewussten in der Leere.“ oder „Wenn das Wesen sich ganz in dem Betrachteten auflöst, geschieht die Vereinigung.“

Warum richten wir die Aufmerksamkeit auf den Bereich des Herzens, und nicht, wie sonst oft gelehrt, auf z.B. die Nasenspitze und wie die Luft dort hinein- und hinausfließt? 

Man kann die Aufmerksamkeit natürlich auch z.B. auf die Nasenspitze richten und beobachten, wie die Luft dort hinein- und hinausfließt, das ist auch eine gängige Anfängerpraxis. Indem wir aber die Aufmerksamkeit gleich am Anfang schon in den Bereich des Herzens bringen, kommen wir einem späteren Ziel dadurch auch schon gleich näher - nämlich... dass die Aufmerksamkeit immer mehr in unser (Spirituelles) Herz kommt - aber mehr darüber später.

3. Die Technik

1. Mache als Erstes ein paar tiefe Atemzüge, entspanne dich dabei, und lass dich beim Ausatmen immer tiefer in deinen Körper fallen.

2. Richte (fokussiere) nun deine Aufmerksamkeit auf den Bereich deines Herzens und beobachte, wie der Atem diesen Bereich beim Einatmen anhebt und wie er ihn beim Ausatmen wieder absenkt. Du kannst, falls es dir hilft, auch die Hände aufs Herz legen, damit wird die Aufmerksamkeit zu einem gewissen Maß schon automatisch in diesen Bereich gebracht.

3. Sobald du merkst, dass du wieder im Denken bist, geh sofort wieder zurück auf das Beobachten des Anhebens und Absenkens des Brustkorbes im Herzbereich. Immer und immer wieder, bis sich die Gedanken beruhigen, und du dich immer mehr in die Position des Beobachters dieses Prozesses entspannst.

4. Verweile nun einfach in diesem Zustand des Beobachtens und entspanne dich immer tiefer darin

Gratuliere, du hast soeben meditiert!

Buddha Bild

Das ist im Prinzip schon die Technik. Dein Geist wird sich wahrscheinlich dann ziemlich schnell 'zu Wort melden' und deine Aufmerksamkeit zurückverlangen (mit verschiedensten sehr wichtigen Gedanken - zumindest will er dir einreden, dass es gerade jetzt wichtig ist, diesen Gedanken Aufmerksamkeit zu geben), das ist ganz normal. Sobald du allerdings merkst, dass du wieder im Denken bist, konzentriere dich gleich wieder auf das Beobachten des Anhebens und Absenkens des Bereichs deines Herzens.

Je länger du es mit der Zeit schaffst, darauf konzentriert zu bleiben, umso mehr lässt das Gequassel in deinem Kopf nach. Schaue,  dass du es schaffst, dich nicht im Denken zu verlieren, sondern Gedanken,  wenn sie auftauchen, einfach zu beobachten - lass sie kommen und lass sie dann einfach wieder gehen, ohne ihnen deine Aufmerksamkeit zu geben.

Sei dir bewusst, dass sich dein Geist bis jetzt ständig automatisch deine Aufmerksamkeit von dir geholt hat, und er das so gewohnt ist - es braucht daher ein bisschen Zeit und Übung, bis wir ihn sozusagen 'an die Zügel' nehmen können.

Was sagt die Wissenschaft dazu?

Mittlerweile gibt es schon so viele wissenschaftliche Studien, die den positiven Effekt von Meditation auf das gesammte Wesen nachgewiesen haben, dass es gar nicht einfach ist, auszuwählen, welche ich hier anführen soll. Auf dieser Seite findest du einen recht guten Überblick über einige der Studien: Wissenschaftliche Studien Meditation

Dann eignen wir uns jetzt im nächsten Abschnitt gleich das nächste Werkzeug an: 3. Folge deinem Herzen